Die Presse-Kolumne: Karnevalszeit ist Lesezeit. Wir testen, was man so lesen kann: die Guten, die Schlechten & die Abseitigen.
Werbung, Werbung, Werbung, Editorial, Werbung, Werbung, Inhaltsverzeichnis, Werbung, Impressum. So lassen sich die ersten 40 (!) Seiten der ersten deutschsprachigen Ausgabe von Andy Warhol’s “Interview” zusammenfassen. Überhaupt besteht der Großteil des 270-Seiten-Wälzers aus Werbeanzeigen. Natürlich nur für High-Class-Produkte, für die wir, die Leser, zu wenig Geld haben oder einfach zu hässlich sind. Aber dieser Produktfetischismus gehört ja zum Konzept des Magazins. So wird fast jedes Foto mit Wareninfos (“Bodysuit: Dolce & Gabbana”) getagged und Judith Rakers nach dem Inhalt ihres Kleiderschranks gefragt. Konsum als Konzeption. Patrick Bateman dürfte sein Jahresabo schon abgeschlossen haben.
Die Redaktion sitzt, wer hätte es gedacht, in Berlin und wahrscheinlich sehen von den Praktikanten bis zur Chefredaktion hier alle geil aus. Helene Hegemann kriegt dann auch gleich eine Kolumne und Palina Rojinski (“Kleid: Stella McCartney”) darf mit Wladimir Kaminer (“Anzug: Boss”) auf dem Sofa rumspringen. Berliner unter sich, der Rest der Republik darf von draußen zuschauen. Der Selbsthass hat ein neues Zuhause gefunden. Wir freuen uns auf die nächste Ausgabe.
Warum soll ich das lesen?
Berlin braucht deine Kohle.
Risiken und Nebenwirkungen
Dein eigenes Leben kommt dir schäbig und belanglos vor. Du willst dringend nach Berlin ziehen.
> Interview Magazine Deutschland
Florian Tomaszewski