Es gibt eine Welt, die dir erzählt, wie wundervoll dein Leben sein wird. Technologie ist ihr Mantra, geistiger, charakterlicher und gesellschaftlicher Fortschritt ihr Versprechen. Diese Welt ist digital. Dort, so wird dir immer wieder erzählt, wirst du ein besseres, gesünderes Leben haben, soziale Netzwerke dich auf völlig neue und umfassendere Weisen mit anderen Menschen zusammenführen, als du bis jetzt auch nur für möglich gehalten hättest. Progress is digital, und jedes Update, jede Installation eines neuen Programms, eines Messengers oder deines gestern gekauften iPhones führen dich näher heran an das Paradies. Das Glück.
In dieser Welt wirken die auf Screenshots of Despair zusammengetragenen Nachrichten umso härter. Sie sind ein Schlag in das Gesicht, wie es auf den hellen Schirm deines MacBooks starrt. Doch spricht im selben Moment ein seltsamer Gleichmut aus ihnen. Du sollst dich in dein Schicksal fügen, es ist vorbei und es kommt auch nichts mehr. Stille Schicksalsergebenheit, ein resignativer Schulterschluss mit Misserfolg und Tod.
You have no friends.
You belong to no groups. Stop trying.
There are no solutions. There is no change.
In den meisten Fällen – wie das mit den (mutmaßlichen) Fehlermeldungen, die einem hier digital serviert werden, nun mal ist – kann man nur Ja und Amen sagen. Man wird wieder zum passiven Zuschauer verdammt, der man ja angeblich auch schon gewesen ist, bevor YouTube das Fernsehen zum mitmachen erfunden hat und die e-Mail uns endlich eine Möglichkeit an die Hand gab, mit unserer Umgebung in Kontakt zu treten. Man ist nun wieder Zuschauer seines eigenen Lebens und kann eigentlich auch gleich auf “Beenden” drücken. Es kommt ja nichts mehr.
Zero Trips. You should plan a trip.
Gelegentlich wollen diese kurzen Nachrichten den rechten Weg weisen, einem Seelsorger gleich. Mach’ mal eine Reise, schau’ dich um in der Welt. In grauer Schrift auf grauem Grund, sind es kaum mehr als sanfte Vorschläge, behutsam und hilflos. You have not received any gifts. Click here to send gifts to your friends. Kleine Geschenke für die Freundschaft. Aber wie hilfreich sind solche Tafeln wirklich? Sie stehen im Clinch mit den vernichtenden Urteilen, die Schulter an Schulter das Desaströse verkünden: There are no life events. You failed. Viele viele Seiten lang auf diesem Tumblr-Blog.
Die Website mit diesem Thema ist weit weniger depressiv als dieser Artikel. Eigentlich macht sie ziemlich viel Spaß.
Sven Job